January 28, 2025
Staubarm arbeiten: Wie professionelle Absaugtechnik zum entscheidenden Faktor in der Industrie 5.0 wird
Teil 3 der Nilfisk Expertenserie: Digitale Transformation und externe Prüfgesellschaften
Teil 3/4: Die heimlichen Effizienztreiber in der metallverarbeitenden Industrie
Autor/Autorin: Millard Emrich, Commercial Product Manager, Vackuum Technology, Nilfisk GmbH
Unternehmen sollen den Menschen dienen, nicht umgekehrt. Mit diesem hehren Ziel will der aktuelle Diskurs zu Industrie 5.0 die erreichten Technologieinnovationen mit werteorientiertem Handeln und Nachhaltigkeit vereinen. Damit jedoch menschliche Kreativität und technologische Effizienz im Schulterschluss zu einer starken Gesellschaft beitragen können, muss ein scheinbar widersprüchliches Spannungsfeld aufgelöst werden: Die Gesundheit und Motivation menschlicher Arbeitskraft auf der einen Seite sowie die Prozesseffizienz und Agilität der teils hochautomatisierten Fertigungslinien auf der anderen Seite. So unterschiedlich die Anliegen von Sicherheitsbeauftragten und Produktionsleitern auch sind, in einer Sache sind sie sich oftmals einig: Innovative Absaugtechnik kann der entscheidende Faktor bei der Zusammenführung von Produktionsperformance und Arbeitssicherheit sein.
Der dritte Teil der Nilfisk Expertenserie konzentriert sich zum einen darauf, welche technischen Fähigkeiten und Eigenschaften moderne Absauganlagen für die metallverarbeitende Industrie mitbringen sollten. Zum anderen gibt sie eine Handlungsempfehlung, welcher Weg durch den Dschungel an Sicherheitsrichtlinien zu verbindlicher Klarheit, Zuverlässigkeit und Sicherheit führt.
Absaugtechnik trifft digitale Transformation
Beim Blick auf die technologischen Fundamente der digitalen Transformation liegt ein besonderes Augenmerk auf der Flexibilisierung von Fertigungsabläufen. Auf diese Weise sollen Hochlohnländer wie Deutschland mit den boomenden Märkten Asiens mithalten können. Der Kerngedanke dreht sich jedoch nicht nur um die Automatisierung von Fertigungslinien, Montagearbeitsplätzen und 3D-Druck-Anlagen mittels speicherprogrammierbarer Steuerungen oder Industrierobotern, sondern um die Logik des Produktionsgeschehens. Aufgrund der Verschmelzung industrieller Technologien und Software-Systeme entstehen autonome Fabrikeinheiten, in denen alle Akteure in einem Netzwerkverbund interaktiv kommunizieren. Die Einbindung hochmoderner Sauganlagen ist dabei ein wichtiger Garant für Prozesssicherheit und -performance. Schließlich dürfen die entstehenden Metallstäube und -späne aufgrund ihres Risikopotenzials zu keiner Zeit an Menschen, Produkte und in die Arbeitsumgebung gelangen – sei es bei der Produktion von sensiblen Halbleitern und Platinen, dem Metall-3D-Druck medizinischer Prothesen oder während der Verpackung im Versand.
Für die nahtlose Integration professioneller Saugtechnik in diese Umgebungen verlangt die Praxis nach zentralen Anlagen sowie kompakten Geräten, die mit den Fertigungsmaschinen in Echtzeit kommunizieren. So lässt sich etwa das Gebläse der Sauger im laufenden Prozess an die aktuelle Produktionssituation anpassen. Natürlich funktioniert auch der umgekehrte Weg, indem die Sauger ihren Betriebszustand zurückmelden – sei es zum Status der Filtereinheit oder der Behälterfüllmenge. Diese Vernetzung verschafft wichtige Einblicke in die Prozessstabilität der laufenden Produktion, da planabweichende Sauggutmengen auf Unregelmäßigkeiten im Fertigungsverlauf hindeuten können. Zum anderen lassen sich Entscheidungen über (präventive) Wartungsmaßnahmen präzise treffen, sodass der Betriebsablauf nicht unnötig gestört wird. Stillstandzeiten an den Anlagen oder verlängerte Durchlaufzeiten im Prozess will schließlich niemand haben.
Diese In-Prozess-Steuerung benötigt eine zentrale Kontrolleinheit, ein Kommunikationsprotokoll sowie verschiedene Anlagenmesspunkte bzw. Sensoren entlang der Wertschöpfung. Die entstehenden Datenströme von Produktionsanlage und Saugtechnik werden aufgezeichnet, ausgewertet und zu einer manuellen oder automatischen Regulation der beteiligten Systeme herangezogen. Szenarien, in denen Sauger mit Produktions- und Verpackungsrobotern vernetzt sind, sind ebenfalls an der Tagesordnung.
Absaugtechnik trifft Kundenanforderungen
Die Marktnachfrage nach professioneller Saugtechnik ist stets daran gekoppelt, welche Potenziale ein Kunde darin erkennt. Höher technologisierte Länder wie Frankreich, Deutschland, Italien und die USA sehen in moderner Saugtechnologie einen wichtigen Stellhebel für Qualität, Effizienz und sinkende Lohnkosten. Eine weitere Einflussgröße findet sich im Exportgeschäft. Hier gilt es, ein breites Spektrum an nationalen wie internationalen Sicherheits- und Qualitätsnormen zu erfüllen - ein Umstand, der die Nachfrage nach vernetzter Saugtechnik weiter befeuert. Die klassischen Unterschiede zwischen zentraler, autonomer Sauganlage und mobiler Einheit zur manuellen Bedienung verschwimmen in den Anforderungskatalogen der Kunden zunehmend. Der goldene Mittelweg liegt für die Lösungsspezialisten von Nilfisk in einer hybriden Bauweise für den flexiblen Einsatz im automatisierten Maschinenverbund sowie als Stand Alone Lösung. Sprich: zwei bis drei mittelgroße Sauger, statt eine zentrale Anlage sind oft die erste Wahl.
Beim Blick auf die Hersteller industrieller Saugtechnik wird schnell klar, dass Maschinenkompetenz allein nicht ausreicht, um die Komplexität vernetzter Systeme zu durchdringen. Unternehmen, die sich auf die Suche nach einem qualifizierten Lösungspartner begeben, sollten auf tiefgreifendes Produktions- und Prozesswissen Wert legen. Nur so lässt sich ein erfolgreich arbeitendes Gesamtsystem erarbeiten und umsetzen.
Drittzertifizierung als Königsweg zum sicheren Saugerkonzept
Einen entscheidenden Aspekt bei der Herstellerauswahl stellt zudem die „Zertifikatsfrage“ dar. Wie im ersten und zweiten Teil der Expertenserie detailliert beschrieben, wird der Umgang mit professioneller Saugtechnik von einem bunten Strauß an Normen, Richtlinien und Vorschriften begleitet. Spielräume sind kaum vorhanden und die Experten der Berufsgenossenschaften verzeihen keine Lücken in der Dokumentation. Damit nicht genug. Der Trend zur europäischen Vereinheitlichung der verschiedenen Regulatorien fördert Transparenz und Vergleichbarkeit – vor allem innerhalb von Supply-Chain-Strukturen. Und so sehen Nilfisk Experten in vielen Branchensegmenten der metallverarbeitenden Industrie einen starken Anstieg an Kontrollen und Audits. Unternehmen werden noch stärker als bislang in die Pflicht genommen, Risikoanalysen umzusetzen und eine entsprechende Gefahreneinschätzung stets up-to-date zu halten.
Selbstverständlich haben alle namhaften Hersteller von Saugtechnik ihre Produkte an diesen Normen ausgerichtet und in zumeist Selbstzertifizierungen belegt. Mit der zunehmenden Verschärfung und dem steigenden Druck auf die Betriebe reichen diese Versprechen jedoch nicht aus. Gefordert sind Zertifikate externer, unabhängiger Prüfstellen, die über eigenständige und einheitliche Verfahren die Regelkonformität bestätigen.
Warum sind externe Zertifikate in modernen Produktionsverfahren so wichtig?
Ein nicht drittzertifiziertes Produkt verschiebt die Verantwortung in Richtung Kunde. Sprich: Der Betrieb muss dem Versprechen seines Saugerlieferanten vertrauen, dass die Eigenzertifizierung den Vorgaben seiner Risikoanalyse entspricht. Wird im Rahmen einer BG-Kontrolle oder einer Betriebsstörung festgestellt, dass die beschaffte Maschine den Vorgaben nicht oder nur teilweise entspricht, hat das Unternehmen mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen. Entscheiden sich die Verantwortlichen jedoch für ein offiziell drittzertifiziertes Produkt, ist das Risiko einer nicht konformen Maschine so gut wie nicht existent und die Unternehmen tragen ein deutlich geringeres Risiko.
Wie hat sich Nilfisk beim Thema Drittzertifizierung aufgestellt?
Nilfisk zertifiziert seine Saugtechnik seit vielen Jahren über unabhängige Stellen und entlastet seine Kunden davon, die Verantwortung zu tragen, ob ein Produkt den Vorgaben entspricht oder nicht. Alle Zertifikatssiegel geben eindeutig Auskunft darüber, wofür die Maschinen eingesetzt werden können – und wofür nicht. Und damit ein Kunde auch noch nach Jahren des Produkteinsatzes alle relevanten Papiere im Falle eines Audits sofort zur Hand hat, kann er jedes Zertifikat über die Seriennummer des Produkts nachfragen. Nilfisk verspricht hier eine 100-prozentige Rückverfolgbarkeit über alle Zertifikate und Prüfungen, sowohl was den Explosionsschutz betrifft als auch die Filtration gefährlicher Stäube.
Wie geht es weiter? Den Zertifikaten externer Prüfgesellschaften zu vertrauen ist bei der Wahl des richtigen Sauger-Equipments goldrichtig. Dennoch sollte sich jeder Betrieb mit den sicherheitskritischen Stellen der Geräte vertraut machen. Schließlich befindet sich am Markt ein breites Anbieterfeld, welches den beschriebenen Risikopotenzialen mit unterschiedlichsten Design-Konzepten begegnet. Deshalb wirft der vierte und letzte Teil der Nilfisk-Expertenserie einen detaillierten Blick auf das Innenleben moderner Absaugtechnik.